Das passende Medikament für fast jeden MS-Betroffenen

MS ist die Krankheit mit 1.000 Gesichtern: Jeder Betroffene ist anders, jeder Verlauf unterschiedlich. Das bedeutet auch: Eine MS-Therapie sollte immer bestmöglich auf die individuellen Gegebenheiten zugeschnitten sein. Dank stetiger Fortschritte in Wissenschaft und Medizin steht heutzutage ein breites Portfolio an Wirkstoffen für die verlaufsmodifizierende MS-Therapie zur Verfügung. Doch nicht immer ist die Behandlung eine Entscheidung fürs Leben. Manchmal kann ein Wechsel notwendig und/oder sinnvoll sein – etwa, weil die Medikamente nicht mehr ausreichend wirksam sind, Nebenwirkungen auftreten oder Betroffene aus persönlichen Gründen die Therapie wechseln möchten.

Welche Gründe gibt es für einen MS-Therapiewechsel?

Ein Wechsel der Medikamente ist dabei keine Seltenheit: Bei etwa der Hälfte der MS-Betroffenen kommt es innerhalb der ersten Jahre nach der Ersteinstellung zu einem Therapiewechsel. Da die MS-Therapie grundsätzlich eine dauerhafte Behandlung darstellt, können im weiteren Verlauf noch weitere Wechsel erforderlich werden. Die Gründe dafür sind vielfältig und können sowohl auf die Erkrankung selbst als auch auf persönliche Faktoren zurückzuführen sein:

Medizinische Gründe:

  • Keine ausreichende Wirksamkeit: Wenn es während der Therapie zu Schüben oder zunehmender Behinderung kommt, sind dies Zeichen dafür, dass die Medikamente nicht (mehr) richtig wirken. Auch vermehrte Fatigue oder Einschränkungen in der Kognition können auf ein Fortschreiten der MS hinweisen. Oft lässt sich dies aber schon deutlich vorher erkennen, wenn etwa im Rahmen von MRT-Kontrolluntersuchungen neue Läsionen im Gehirn festgestellt werden.
  • Nebenwirkungen der Multiple-Sklerose-Therapie: Wenn Betroffene durch unerwünschte Begleiterscheinungen ihrer Medikamente stark beeinträchtigt sind, kann dies ebenfalls ein Grund für einen Wechsel sein.
  • Risikoreduktion: Bei einigen Wirkstoffen steigt das Risiko für bestimmte Nebenwirkungen an, je häufiger und länger das Medikament angewendet wird – auch dann kann ein Therapiewechsel im Sinne der Risikominimierung erwogen werden. Zudem müssen manche Medikamente aus Sicherheitsgründen abgesetzt werden, wenn Betroffene schwanger werden.

Persönliche Gründe:

Genauso unterschiedlich wie die Betroffenen selbst, sind auch ihre Lebensumstände. Einige lehnen eine Spritzen- oder Infusionstherapie ab und bevorzugen Tabletten. Andere sind viel auf Reisen und benötigen deswegen Medikamente, die nicht gekühlt werden müssen oder deren Einnahme nicht strikt regelmäßig erfolgen muss bzw. die eine einnahmefreie Zeit vorsehen, wie es bei Impulstherapien der Fall ist. Und auch Faktoren wie die Vereinbarkeit der MS-Therapie mit einem möglichen Kinderwunsch können eine Rolle spielen.

Durch die Vielzahl der Präparate, die heutzutage zur Verfügung stehen, ist eine Optimierung der Therapie fast immer möglich.

Shared Decision Making – auch beim Thema MS-Therapiewechsel

Als Shared Decision Making wird die gemeinsame Therapieentscheidung von Arzt und Patient bezeichnet. Gerade bei chronischen Erkrankungen wie der MS ist es sinnvoll, wenn beide Seiten auf Augenhöhe kommunizieren, Vor- und Nachteile von Therapieformen diskutieren und darauf basierend die Entscheidung treffen. Dies gilt auch für einen Therapiewechsel.

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MS-Therapiewechsel: Nutzen-Risiko-Abwägung

Von Auswaschzeiten bis Sicherheit: Das muss beachtet werden

Zwar kann es immer wieder und aus verschiedensten Gründen zu einem Therapiewechsel kommen – nicht in allen Fällen ist dieser aber ganz unkompliziert möglich. Dies gilt insbesondere für sogenannte Eskalationstherapien, die zwar häufig effektiver sind als eine Basistherapie, aber auch ein komplexeres Nebenwirkungsprofil mit sich bringen können. Einige grundlegende Punkte wird Dein Arzt deswegen bei einer Umstellung immer beachten:

  • Auswaschzeit und Abstand zur Folgetherapie: Als Auswaschzeit bezeichnen Mediziner den Zeitraum, bis der Wirkstoff eines Arzneimittels vollständig vom Körper ausgeschieden wurde. Auch die Wirkung des Medikaments auf das Immunsystem muss so weit nachgelassen haben, dass es nicht zu einer doppelten Immunsuppression kommen kann. Daher gibt es bestimmte Abstandszeiten, die bei einem Wechsel beachtet und Grenzwerte der Lymphozyten im Blut, die vor einer neuen Therapie nicht unterschritten werden sollten. Eine zu lange Abstandszeit birgt jedoch das Risiko der Lücke im Therapieschutz. Daher sind eine engmaschige Kontrolle und Abstimmung notwendig.
  • Therapiesequenz und Langzeitsicherheit: Mitunter sind bestimmte Abfolgen von Therapien nicht sinnvoll bzw. empfehlenswert. So können manche Medikamente beim Absetzen beispielsweise ein „Rebound-Phänomen“ mit starken Schüben hervorrufen. Bereits bei der Einleitung einer neuen Therapie sollte daher berücksichtigt werden, wie eine langfristige Behandlungsstrategie aussehen könnte – auch vor dem Hintergrund möglicher Therapiewechsel und deren Umsetzbarkeit sowie mit besonderem Augenmerk auf ein Rebound-Risiko. Ein festes Schema, welche Therapiesequenz für welchen Patienten ideal ist, gibt es derzeit leider nicht. Dies hängt auch von vielen individuellen Faktoren ab.
  • Aktive Risikoreduktion: Dazu zählen umfassende Vorab-Untersuchungen vor der Einstellung auf ein neues Medikament. Werden dabei Risiken identifiziert, kann das die Wahl der Therapie beeinflussen. Unter anderem geht es dabei um den Ausschluss bestimmter Krankheiten, Tests auf Virus-Antikörper und eine Prüfung des Impfstatus. Engmaschige Überwachung: Wirkt die neue Therapie wie vorgesehen oder schreitet die MS womöglich weiter voran? Gibt es Nebenwirkungen oder Komplikationen? Nach der Umstellung sind regelmäßige Kontrollen besonders wichtig. Für das Monitoring bei MS finden dafür beispielsweise MRT- oder Blutuntersuchungen statt.

Tipp: Wenn Du konkrete Fragen zur Umstellung hast, schreibe sie Dir am besten auf und sprich diese Themen bei deinem Arzt an. Er kennt Dich, Deinen Krankheitsverlauf und Deine persönliche Situation am besten.

Basis- oder Eskalationstherapie bei MS: Welche Therapiewechsel gibt es?

Von Basis- auf Eskalationstherapien bei MS (oder sogar wieder zurück?) – von Spritzen auf Tabletten (oder umgekehrt) – von Dauer- auf Impulstherapien … Es gibt zumindest theoretisch zahlreiche Optionen für einen Therapiewechsel. Welche konkret das sind, das schlüsseln wir dir in unserem nächsten Artikel auf. Sei gespannt!

Falls Du selbst schon Erfahrungen mit einem oder mehreren Therapiewechseln gemacht hast, erzähle sie uns gern – beispielsweise bei Facebook oder Instagram. Wir freuen uns auf Dich!


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