In aller Munde – Was ist dran an der antientzündlichen Ernährung bei MS?

In unserem Artikel zur Ernährung mit MS haben wir bereits über die allgemeinen Aspekte gesunder Ernährung gesprochen. Dabei haben wir auch erwähnt, dass es zurzeit keine wissenschaftlich fundierte MS-Diät gibt, die das Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder die MS gar heilen kann.

Nichtsdestoweniger gibt es, wie bei so vielen Gesundheitsthemen, auch im Bereich der Ernährung und MS ein „Aber…“. Denn immer mehr Forschungsergebnisse belegen, dass es durchaus Ernährungsweisen gibt, die sich auf den Verlauf der MS auswirken können. Daher wenden wir uns in diesem Artikel im Speziellen dem Ansatz der antientzündlichen Ernährung zu. Zusätzliche und praxisorientierte Tipps zu diesem Thema findet Ihr in unserem Video mit Profikoch Christoph Dubois.

Grundlagen der antientzündlichen Ernährung bei MS

Entzündungen sind ein natürlicher und wichtiger Teil unserer Immunabwehr mit dem Ziel, schädliche Reize wie z. B. Krankheitserreger zu beseitigen. Im Normalfall sind sie ein Schutzmechanismus für uns. Bei MS wendet sich dieser Mechanismus jedoch gegen den eigenen Körper.

Der Grundgedanke der antientzündlichen Ernährung basiert auf der Annahme, dass verschiedene Inhaltsstoffe unserer Nahrungsmittel zu einer erhöhten Entzündungsantwort führen können. Dazu zählen u. a. Fleisch- und Milchprodukte sowie verarbeitete Lebensmittel wie Fast Food.

Vor allem antioxidative Lebensmittel, wie z. B. Obst, Gemüse und Fisch, wiederum haben die gegenteilige Wirkung und können somit Entzündungen im Körper reduzieren. Insbesondere fallen darunter:

  • Fette, mit einem hohen Anteil an gesättigten Omega-3-Fettsäuren. Diese kommen vorrangig in Pflanzen (z. B. Walnüssen und Leinsamen) und fettigen Fischarten (z. B. Lachs, Hering und Aal) vor.
  • Pro- und Präbiotika, d. h. lebende Mikroorganismen und unverdauliche Ballaststoffe, die eine gesunde Darmflora unterstützen. Darunter fallen solche Lebensmittel wie z. B. Joghurt, Kombucha und Artischocken.
  • Antioxidantien, die die Bildung von sogenannten „freien Radikalen“ und reaktiven Sauerstoffverbindungen verhindern (diese können in hohen Konzentrationen im Körper schädlich sein). Wichtige Vertreter dieser Gruppe sind die Vitamine A (z. B. in Grünkohl und Möhren), fettlösliches Vitamin E (z. B. in Oliven- und Rapsöl), wasserlösliches Vitamin C (z. B. in Fenchel und Paprika), Beta-Carotine (z. B. in Tomaten und Möhren) sowie sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole (z. B. in Trauben) und Sulfide (z. B. in Knoblauch).
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Vegan und vegetarisch – Mit der antientzündlichen Ernährung auch bei MS möglich

Betrachtet man nur die Lebensmittelauswahl der antientzündlichen Ernährung, fällt hier schnell auf, dass es viele Überschneidungen zur mediterranen Küche gibt. Diese gilt als besonders ausgewogen, abwechslungsreich und gesund und bildet damit die ideale Grundlage für eine antientzündliche Ernährung. Sie besteht aus einem hohen Obst-, Gemüse- und Fischanteil, mit wenig Fleischkonsum. Dadurch kann auch eine vegetarische, pescetarische oder vegane Lebensweise gut integriert werden. Bei der pescetarischen Ernährung wird ebenfalls auf Fleisch verzichtet, jedoch sind Fisch und Meeresfrüchte erlaubt.

Auch mit den aktuellen Richtlinien des Bundeszentrums für Ernährung (BZFE) gibt es klare Schnittmengen. Denn die in der Ernährungspyramide dargestellte Verteilung der empfohlenen Verzehrmengen und Lebensmittelgruppen deckt sich in weiten Teilen erstaunlich gut mit den Empfehlungen einer antientzündlichen Ernährungsweise – vor allem in puncto viel frisches Obst und Gemüse, eine reduzierte Aufnahme von tierischen Lebensmitteln sowie Kochen bevorzugt mit Omega-3-reichen Fischarten.

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Forschung und Wissenschaft – Antientzündliche Ernährung kann sich bei MS-Betroffenen positiv auswirken

Aus der Forschung gibt es zahlreiche Belege, dass ein gesunder Lebensstil, wozu auch eine ausgewogene Ernährung gehört, vorteilhaft für MS-Betroffene ist. Wie sehen also die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien zu MS und antientzündlicher Ernährung aus? Die Antwort ist: Sie sind ein guter Anfang.

Bereits 2010 beschäftigten sich italienische Forscher anhand einer Auswertung verschiedener Studien und Analysen mit dem Einfluss entzündungshemmender Nährstoffe auf das Wohlbefinden von MS-Betroffenen. Das Ziel der Wissenschaftler war es, grundlegende molekulare Prozesse bei der Nährstoffverwertung auf Zellebene zu betrachten und eine Grundlage für eine ernährungsbedingte Unterstützung im Umgang mit der MS zu schaffen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen überschneiden sich in wesentlichen Punkten mit den Ernährungsempfehlungen der antientzündlichen Ernährung:

Zu vermeidende Lebensmittel bei MS:

  • Tierische Fette: Im Speziellen sind hier die gesättigten Fettsäuren tierischen Ursprungs gemeint (z. B. enthalten in Vollmilch, Butter, Käse und Wurst). Grund für die empfohlene Vermeidung ist, dass eine kalorienreiche Ernährung, die reich an gesättigten Fettsäuren ist, und die damit verbundene Lipogenese (Aufbau und Anreicherung von Depotfett im Fettgewebe) zahlreiche humane Krankheiten begünstigt. Im Speziellen sprechen die Forscher davon, dass Fett einen direkten Einfluss auf genetische und Stoffwechselprozesse in unseren Zellen nimmt.
  • Milchproteine: Die Forscher stellen in ihrer Betrachtung die Hypothese auf, dass bestimmte Milchproteine aufgrund ihrer molekularen Struktur, die der von vermuteten MS-Antigenen ähnelt, sich negativ auf die MS auswirken könnten.

Nährstoffe, die das Wohlbefinden von MS-Betroffenen fördern könnten:

  • Antioxidative Nährstoffe: Darunter fallen z. B. Polyphenole (aromatische Kohlenstoffverbindungen, die u. a. in grünem Tee, Beeren und Zitrusfrüchten vorkommen) und Carotinoide. Bei beiden berufen sich die Forschenden auf vorangegangene Untersuchungen, die zeigen, dass Antioxidantien sich positiv auf Entzündungen auswirken können. Darüber hinaus können Antioxidantien die Wundheilung fördern sowie antiviral, antibakteriell und neuroprotektiv wirken.
  • Ungesättigte Fettsäuren: Vorrangig aus Pflanzen, Meeresfrüchten und Fisch. Insbesondere empfehlen die Forschenden den Verzehr von Olivenöl, da dieses über ein optimales Verhältnis zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren verfügt. Weiterhin werden natürliche Samenöle (z. B. aus Mais, Soja und Sesam) empfohlen.

Diese und weitere Studien deuten auf ein sehr stimmiges Bild, wenn es um die Einflüsse antientzündlicher Ernährung auf den MS-Verlauf geht. Dennoch bleibt das „Aber…“ bestehen: Viele Fragen in Bezug auf die Ernährung bei MS sind noch ungeklärt und es bedarf weiterer stichhaltiger Nachweise.

Eines können wir jedoch mit Sicherheit sagen: Dein Lebensstil hat enormen Einfluss auf Deine Gesundheit und Dein persönliches Wohlbefinden. Wenn Du also auf den Geschmack gekommen bist und die Ansätze der antientzündlichen Ernährung für Dich ausprobieren willst, dann ist es wichtig, mit Deinem Arzt zu sprechen. Er kann mit Dir klären, ob Du gegebenenfalls eine Lebensmittelunverträglichkeit hast, die Dich einschränken könnte. Außerdem kann er Dir sagen, ob eine Ernährungsumstellung zu Wechselwirkungen mit Deiner MS-Therapie führen kann.

Wenn Du mehr über diese oder andere Ernährungsformen erfahren willst, dann melde Dich gerne mit Deiner Frage bei uns, z. B. über Facebook und Instagram. Sei außerdem gespannt auf weitere Videos mit wertvollen Tipps zur antientzündlichen Ernährung!

Go yummy – Go for life!


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